Samstag, 8. Juli 2017

Statement zur wahren Zivilcourage 2017

Ich habe jahrelang als Rechtsanwältin für Menschenrechte in Deutschland gearbeitet. Weil ich davon ausging, dass es möglich ist, Streitigkeiten ums Recht mit rechtsstaatlichen Mitteln zu klären und Ansprüche auf dem Rechtsweg durchsetzen zu können.
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Staat, vertreten durch Behörden und Gerichte, also Exekutive und Judikative, mir aufzeigten, dass eine Durchsetzung des Rechts nur möglich ist, wenn der Staat seine Übermacht behält.
 

Dass man persönlich bekämpft wird, wenn man Erfolg hat, war mir bis dahin nicht bekannt.
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der deutsche Staat, Europa und die USA, in mir als intellektuelle Revolutionärin eine Gefahr sahen. Bis zu dem Entschluss, nicht nur meine Arbeit, sondern unser "Privatleben" und die Menschen, die mich unterstützen, zu bekämpfen. Mit den primitivsten Mitteln und durch Zerstörung unserer bürgerlichen Existenz. Bis hin zur Vergewaltigung des Gundgesetzes.
 

Wenn der Staat sich entschieden hat, seine Gegner mit unrechtsstaatlichen Mitteln zu bekämpfen, dann existiert auch kein Rechtsstaat mehr.

Dann erkennt man, manchmal ist es notwendig, auf die Straße zu gehen, Steine zu werfen, Autos anzuzünden, radikal zu sein. Manchmal ist es notwendig, einem Bundeskanzler eine Ohrfeige zu verpassen, wie Beate Klarsfeld es getan hat.


Dann erkennt man, Pack muss man Pack nennen.
Wenn der Staat Pack ist, muss man ihn auch so nennen. Und Polizisten sind Vertreter dieses Packs, seine Exekutive.
Dann erkennt man, Angst ist dein Feind.
Dann erkennt man, dass man stolz sein muss, wenn man für seine Überzeugung verurteilt wird.
Dann erkennt man, dass alle Mittel erlaubt sind, um rechtliche Ansprüche durchzusetzen, wenn notwendig auch mit Gewalt.
Dann erkennt man, dass es feige ist, die Leute, die Straßenkampf auf brutale Weise bertreiben, zu verurteilen. In der Realität ist der Staat um vieles mehr brutaler, radikaler und zerstörerischer, als die Leute auf der Straße.
Dann weiß man, warum die Leute auf dein Leid und auf das Leiden der Welt, erzeugt durch imperialistische Staaten, nicht reagieren.
Sie reagieren nicht, weil es ihnen an Energie fehlt; oder, weil sie ausgelautgt sind von ihrer täglichen Arbeit?
Nein, sie reagieren nicht, weil sie Mittäter sind.
Sobald man auf die Verbrechen seines Peinigers, den Staat, mit adäquaten Mitteln reagiert und zurückschlägt , werden diese Leute, die zuvor nicht reagieren konnten oder wollten, aktiv. Sie werden genug Energie haben, um Dich zu verteufeln und zu verfluchen. Das ist ihr "coming out".
Ohne das System, in dem sie "leben", zu verurteilen, denn es ist ja "ihr" Rechtsstaat.
Und im Grunde leben sie nicht, denn sie leiden an kollektiver Depression.

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